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Podiumsdiskussion am 26.10.2016 um 19 Uhr
In der Bildhauerwerkstatt im kulturwerk des bbk berlin, Osloer Straße 102, 13359 Berlin

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„Im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Frauen und Männern machen Kunst und Kultur ihrem Ruf und ihrem Selbstverständnis als gesellschaftliche Avantgarde leider bis heute keine Ehre.", betont Prof. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien im Vorwort der vom Deutschen Kulturrat aktuell herausgegebenen Studie „Frauen in Kultur und Medien“. Im Kern gibt diese Auskunft über die Entwicklung der Repräsentanz von Frauen im Kultur- und Medienbereich in den Jahren 1994 bis 2014 und bildet den Anlass für die vom bbk berlin und seinem bildungswerk organisierten Podiumsdiskussion Gorillas, Girls, Gender & Gap.

Die ungleichen Chancen thematisieren die Guerilla Girls seit 1985 in öffentlichen Aktionen mit der Frage, ob Frauen nackt sein müssen, um ins Museum zu kommen. Die Gruppe feministischer Künstlerinnen aus den USA, deren Markenzeichen Gorilla-Masken sind, plakatierten 2015 zu ihrem dreißigjährigen Jubiläum den Fortschritt der letzten Jahrzehnte: 1985 hatte nur eine Künstlerin eine Personalausstellung in den vier größten New Yorker Museen erhalten, 2015 waren es bescheidene fünf.

Auch die Daten der Künstlersozialversicherung zeigen den Gender-Pay-Gap zwischen freiberuflichen Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland: Im Jahr 2015 verdienten die weiblichen Versicherten in der Berufsgruppe Bildende Kunst durchschnittlich 27% weniger als die männlichen. Laut regelmäßigen Umfragen des Bundesverbandes der Bildenden Künstlerinnen und Künstler erzielten Frauen aus dem Verkauf von Werken 2004/05: 4.400,- Euro, 2007/08: 5.820,- Euro und 2011: nur noch 3.325,- Euro; Männer dagegen in den gleichen Jahren 8.300,- Euro, 8.450,- Euro und schließlich 7.443,- Euro und somit aktuell mehr als das Doppelte ihrer Kolleginnen.

Im Artikel 3 (2) des deutschen Grundgesetzes heißt es: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“. Aber erst mit der Revision des Grundgesetzes 1994 nach der Wiedervereinigung wurde der Artikel 3 (2) GG um den Satz „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Männern und Frauen und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“ ergänzt und damit anerkannt, dass eine rein formal-rechtliche Gleichstellung nicht ausreicht, um in einer gesellschaftlichen Wirklichkeit mit ihren strukturellen Ungleichheiten gemäß Verfassungsauftrag Gleichstellung zu gewährleisten. Diese muss also aktiv gefördert werden. Um Grenzen und Art der Förderung wird heftig gestritten.

Gorillas, Girls, Gender & Gap widmet sich deshalb Fragen wie: Welche Lösungsansätze sind sinnvoll für bildende Künstlerinnen, die in erster Linie auf dem privatwirtschaftlich organisierten Kunstmarkt tätig sind, der auf seine Autonomie pocht? Ist das Gleichbehandlungsgesetz von 2006, das in der Tradition einer aktiven Antidiskriminierungspolitik steht und dessen Umsetzung massiv von der EU eingefordert wird, ausreichend, die strukturellen Benachteiligungen zu beseitigen? Gibt es Bereiche, in denen sich eine Quote umsetzen lässt und wie sinnvoll sind Quotenreglungen? Und wie können Kunst und Kultur dazu beitragen, Rollenbilder zu verändern, wenn konservative Rollenverteilungen auch in diesen Arbeitsfeldern vorherrschen?


Unsere Podiumsgäste waren:

  • Dr. Helga Lukoschat, Vorstandsvorsitzende der Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin, EAF und Mitglied bei Frauen in die Aufsichtsräte, FidAR e.V., Politologin;

  • Maria Mohr, Pro Quote Regie, einem Zusammenschluss von Filmschaffenden mit dem Ziel die Gleichstellung von Frauen im Regieberuf zu verwirklichen, Regisseurin;

  • Gabriele Schulz, Stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Kulturrats und Mitherausgeberin der Studie: „Frauen in Kultur und Medien. Ein Überblick über aktuelle Tendenzen, Entwicklungen und Lösungsvorschläge“;

  • Heidi Sill, Erste Vorsitzende des bbk berlin e.V., bildende Künstlerin;

  • Uta Zech, Präsidentin des Business and Professional Woman – Germany e.V., Werbekauffrau, Schauspielerin
  • Begrüßung: Sandra Becker, Leiterin der Medienwerkstatt Kulturwerk des bbk berlin, bildende Künstlerin
    Moderation: Cornelia Renz, Zweite Vorsitzende des bbk berlin e.V., bildende Künstlerin

    gendergap(at)bbk-bildungswerk.de


    Gorillas, Girls, Gender & Gap widmete sich Fragen wie:

  • Welche Lösungsansätze sind sinnvoll für bildende Künstlerinnen, die in erster Linie auf dem privatwirtschaftlich organisierten Kunstmarkt tätig sind, der auf seine Autonomie pocht?
  • Ist das Gleichbehandlungsgesetz von 2006, das in der Tradition einer aktiven Antidiskriminierungspolitik steht und dessen Umsetzung massiv von der EU eingefordert wird, ausreichend, die strukturellen Benachteiligungen zu beseitigen?
  • Gibt es Bereiche, in denen sich eine Quote umsetzen lässt und wie sinnvoll sind Quotenreglungen?
  • Und wie können Kunst und Kultur dazu beitragen, Rollenbilder zu verändern, wenn konservative Rollenverteilungen auch in diesen Arbeitsfeldern vorherrschen?


  • Eine Veranstaltung des bbk berlin und des bildungswerks des bbk berlin    bbk bildungswerk
    verantwortlich: Sandra Becker und Cornelia Renz

    Medienpartner:   art-in-berlin | Kunstagentur Thomessen